SV Westfalia Leer – GWA Rheine, Kreisliga A am 14.04.2024

Noch vor dem Spiel stieß ich auf der Anfahrt nach Leer auf eine andere Sportart: Radrennen in Steinfurt. Durchfahrt verboten. Somit hieß es, den Bereich zu umfahren. Ein Grund mehr, einige Minuten mehr für die Anfahrt in Reserve einzuplanen. Vor Ort gab es keine weiteren Zeitverluste. Spielberichte waren freigegeben, die Mannschaften am Aufwärmen und die Zuschauer machten es sich am Grillstand sowie hinter der Bande gemütlich. Die Partie fing pünktlich und ausgewogen an. Beide Mannschaften hatten Spielanteile und tasteten sich zunächst auf dem nicht ganz glatten Rasenspielfeld ab. GWA Rheine erhöhte die Zweikampfintensität, blieb aber bis zur 23 Spielminute auf fairem Niveau. Nach einem Foulspiel durch ein Beinvergehen gab es aufgrund der zu hohen Intensität des Einsteigens die erste gelbe Karte im Spiel. Im weiteren Verlauf sollten noch einige weitere gelbe Karten hinzukommen.

Alle aber auf Seiten von GWA Rheine. Ungewöhnlich, aber SV Westfalia Leer blieb ungeachtet des Spielverlaufs bezüglich der Zweikampfführung das ganze Spiel über auf einer regelkonformen Linie und kassierte somit keine einzige Karte. Ein langer Ball in die Spitze bei einem Angriff von GWA Rheine über die linke Seite führte zum 0:1. In der ersten Hälfte zog sich ein Spieler von Westfalia Leer bei einem Zweikampf ein blutende Platzwunde an der Schläfe zu. Da sowieso aufgrund des warmen Wetters eine Trinkpause angedacht war, unterbrach ich im Rahmen dieser Verletzung. In der zweiten Hälfte erhöhte GWA Rheine durch einen schönen Freistoßtreffer auf 0:2. Mehr Gegenwehr seitens Westfalia Leer sollte sich erst nach dem 0:3 entwickeln.  Nach einer schönen Vorarbeit über die rechte Angriffsseite konnte Leer zum 1:3 verkürzen. Etwas später ging ein Angreifer von Leer im gegnerischen Strafraum, bei dem Versuch zum Ball zu gelangen, zu Boden. Ich ließ die Szene vor meinem geistigen Auge Revue passieren.

Der Kapitän von GWA Rheine holte den Stürmer in der Zweikampfführung von den Beinen. In diesem Ablauf spielte es auch keine Rolle, ob er „mit Absicht“ oder „versehentlich“ handelte. Fakt war: Sein Einsteigen hatte den Sturz des Stürmers und somit auch zu Folge, dass er nicht mehr die Möglichkeit hatte, an den Ball zu kommen. Strafstoß und ich ahnte es schon: Aufregung und zahlreiche Reklamationen auf Seiten GWA Rheine. Nachfragen, warum ich denn so spät gepfiffen hätte. Ich erläuterte kurz: „wait and see“.

Von diesem Prinzip hatte der Spieler aber offensichtlich noch nie etwas gehört. Manches Beobachtete muss man sich gelegentlich noch ein weiteres Mal durch den Kopf gehen lassen. Da ist sie wieder, dachte ich mir. Die Erwartungshaltung, dass alles und zu jeder Zeit sofort gesehen und unverzüglich gepfiffen werden muss. So zumindest wenn es nach manchen Sportlern geht.  Dabei gibt es im Fußball immer wieder Situationen, wo es ratsam ist, sich einen Moment mehr Zeit bis zu einem Pfiff zu nehmen oder diesen gänzlich zu unterlassen. U.a. bei Vorteilssituationen. Und bei ins Aus gehenden Bällen z.B. wissen die Akteure meistens auch selber, wer zuletzt den Ball berührt hat.  Nun gut. Es ging unbeirrt mit Strafstoß weiter.

Der Keeper hielt und verhinderte den Anschlusstreffer zum 2:3. GWA Rheine ließ nichts mehr anbrennen und brachte die 1:3 Führung über die Zeit. Nach dem Spiel gab es seitens der Zuschauer Lob. Den Strafstoß hätte ich richtig erkannt und geahndet. Man war mit der Spielleitung zufrieden. Auf Seiten GWA Rheine war man mit dem Sieg zufrieden. Aber irgendetwas gibt es ja immer auszusetzen. Im Laufe der Jahre entwickelt man als Schiedsrichter dahingehend eine Gelassenheit.

Dennoch ist jedes Spiel anders. Und dann sage ich mir: Der nächste Spieltag kommt sobald.